Seit Erfindung des elektronischen Postsystems kann ich mich vor Anfragen aus aller Welt, aus dem Nirvana, aus dem Garten Eden und aus ekstatischen Himmeln gar nicht mehr retten. Es ist einfach grandios, vielfältige Angebote zu erhalten, die mir mehr Potenz durch das Tragen von katzenvergoldeten Armbanduhren mit überdimensionierten falschen Edelsteinen versprechen – zu einem sensationellen Preis versteht sich! Ganz unglaublich wunderbar sind auch die Briefe, die ich mir durch meine gefühlten 5.789 anderen virtuellen Persönlichkeiten selbst schreibe: Die erotischen Versprechen die ich mir in den Betreffzeilen mache, sind außergewöhnlich differenziert, doppeldeutig bis ungeziemlich – ich wusste gar nicht, dass meine Fantasie so ausschweifend-exzessiv-kreativ ist.
Am schönsten ist es jedoch, wenn mir der Absender Rätsel aufgibt – was nur, was will er mir mitteilen, wenn er schreibt:
{ acetylfluoride actinometer adjusted } ?
actinometer = Strahlenmessgerät. Soweit so gut. Ist schon eine hinreißend verführerische Idee mein persönliches Aktinometer mit einer mir bislang unbekannten chemischen Verbindung namens Acetylfluorid zu eichen – oder zu pimpen? Dann sieht das Gerät wahrscheinlich gleich viel eleganter aus und passt hervorragend zu meinen roten Lackstilettos und dem puffigen Perlenklunker, den ich mir an anderer Stelle im Internet mit Klick.Klick.Klick direkt aus einer E-Mail heraus bestellt habe. Einfach viagrös!