Das Leben vibriert und liegt unter der gelblackierten Haube des Triumphs.
Das Leben zittert vor Glück und tritt auf das Gaspedal unter dem hölzernen Armaturenbrett des Triumphs.
Das Leben spuckt Feuer vor Freude und strahlt in Sonnengelbgold und Mondsilberchrom mit dem herrlichsten Frühlingstag im Triumph.
Das Leben ist ein Brummendes, Summendes, es hat 4 Räder und Sitze aus Leder.
Das Leben – unser Triumph.
Archiv der Kategorie: Auslese
Beste Texte mit leicht nussiger Note, beerigen Aromen und Spuren von Erde und Holz.
Euphorisch-Läppisch
Es lächelt auf der Zunge, es zuckt durch das Auge und springt in das Ohr, rechts und links vom Kopf. Ein summend-brummender Lichtstrahl, dem Blitz so ähnlich, dem Donner nicht fern. Lachen. Laut. Hysterisch. Und immer wieder. Fällt Dir ein. Und Deinem Gegenüber. Eine Wortkombination so komisch. So lustig. So lachend machend.
Läppisch-euphorisch ist der Humor, der situationsbedingte Komik hervorbringt, lächerlich wirkend auf Nicht-Involvierte, aber perlend-belebend für den Herz-Kopf-Rhythmus der Eingeweihten. Es braucht nur ein, zwei, drei Worte, von der einen in die andere Sprache geschmissen, und der vertrauten Runde Spaß ist garantiert. Es braucht nur eine wie keine Buchstabenaneinanderreihung, und wir schauen uns an und lachen und lachen und lachen und verstehen uns.
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Klimazonen
Du bist ein Globus in umgekehrter Form: Kopf und Fuß sind Äquatoren, der Pol liegt in der Körpermitte. Vom Scheitel läuft meine Hand den Längengrad Richtung Süden entlang, durchwandert Deine Klimazonen. Es herrscht große Hitze am Ohr und im Nacken, die Temperatur mildert sich erst im Tal Deines Rückens. Meine Finger besteigen den höchsten Gipfel, der Po ist der kühlste Punkt Deiner Welt. Doch schon wenige Schritte abwärts, wird es wieder wärmer, die Rückseite des Oberschenkels ist wohl temperiert. In die Kuhle Deines Knies, die ungefähr auf dem -33.1006° Breitengrad liegt, schmiege ich meine kleine Faust, bevor ich weiter über sanfte Wadenhügel zu den Zehenspitzen streife. Heiß sind die Füße wie der Kopf, Dein Norden und Dein Süden sind tropisch, Dein Zentrum eher gemäßigt, alles in fließender Verbindung durch Deinen Meridian. Du ein Planet und ich ein Wanderer, der Deine Klimawelten erkundet. Du ein Globus, invertiert.
Entblößt Nervös
Es ist ein Impuls in mir, der zuckt von der kleinen Zehenspitze bis in den Haarschopf hinhoch, er kribbelt durch die Nervenbahnen und lässt die Haut elektrisiert durch den Tag zittern. Die Augenlider ticken mit rasender Geschwindigkeit, von außen nicht sichtbar, aber innerlich stromstößig spürbar. Fahrig die Feinmotorik, hektisch der Redefluss – entblößt nervös tänzele ich mit den Beinen, spiele mit den Händen um den Fingerwickeln und klicke mit Zähnen leise im Takt dazu.
Anspannung statt Ausspannung, Erregung statt Abregung, Auf- und Überdrehung. Meine Transmitter schütten, meine Blutkörperchen rauschen, meine Herzkammern flimmern, meine Lungenflügel flattern. Der Schweiß perlt, die Spucke wird Samt, die Pupillen sind ein Glanz. Das Ohr in feinen Nebel gehüllt, die Nase unterkühlt – entblößt nervös sitze, stehe, gehe ich, im ständigen Wechselspiel mit Hier und Da, weiß ich doch nicht, wohin mit dieser überflüssigen Energie.
Entblößt nervös passiert dann und wann und gibt wann und dann den richtigen Dreh für den klaren Blick, den richtigen Gedanken zur rechten Zeit und den perfekten Satz aus der Mitte einer Idee.
Hunger & Murmeln
Bunt und rund sind sie, die kleinen gläsernen Kugeln, hungrig nach dem Murmeln sind sie, sie kullern mit leisem Geräusch auf meinem Bauch aus Ebenholz, auf meinem Teint aus Seidenpapier, auf meiner Hand aus Tonerde. Ich habe keine Ahnung, wohin sie rollen wollen, sie flimmern in allen Farben und machen das Leben lebendig.
Ihr Murmeln seid niemals satt und gestillt, stets in Bewegung mal hierhin, mal dorthin, angefüllt mit gelinder Ambivalenz, durstig nach mehr Fläche, abfallender Ebene, Kurven und Steilhängen. Manchmal werdet Ihr unfreiwillig angehalten, Ihr verfangt Euch in einer Haarsträhne, fallt in die Nabelkuhle oder stolpert über eine Hautfalte. Dann rotiert Ihr unruhig hin und her, zittert angestrengt und springt zurück auf Eure Bahn, murmelt und kullert munter weiter auf der Kontur meines Körpers. Selbst in der tiefsten Schwärze der Nacht murmelt Ihr Euch durch die Gänge meiner Traumpfade, Ihr kugelt Euch vor Geschichten, Ihr kringelt Euch vor Erzählungen.
Niemals Stillstand, solange ich lebe, seid Ihr schwingender Teil meiner Selbst, gießt Farbe, Form und Ton in mein Ich. Niemals Standstill, solange ich diesseitig bin, seid Ihr klingender Teil selbst Meiner, murmelt Buchstaben, Sätze und Sprache in mein Ich.
Tulpendings
Jedes Jahr, wenn der März sich aus dem Winterpelz schält, kommen Tulpen. Überall präsent knospet diese Farbenpracht und will sich mit viel, viel Wasser in einer Vase entfalten. Und ich brauche es. Diese Blume, die so unersättlich nach dem Nass giert, um in voller Blüte zu stehen – ohne falschen Stolz, aber mit echtem Selbstbewusstsein. Die Tulpe, sie schreit geradezu danach, wahrgenommen zu werden und ist sich ihrer Symboltracht ganz und gar bewusst.
Also lege ich einen Strauss aus roten und weißen oder gelben und lilanen Tu Lips zusammen, bringe beide Sorten liebevoll in einem Glasgefäß zusammen, in noch geschlossenem Zustand. Doch am nächsten Morgen schon recken und strecken sich die Köpfchen gen Oben, sie wollen heraus, strotzen nur so vor Kraft und Ich-Zeig-Mich-Gerne. Auf die Bühne der Augenblicke, das ist das Ziel, eitel das pflanzliche Geschöpf und lieben muss man sie, die Blüte voll knallfrohem Lebens.
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Brause
Aufbrausend gebärden sich die Millimeterkügelchen in der Krümmung meines Handtellers, wenn ich einen Schluck Wasser aus meinem Mund auf sie spucke. Prickelnd platzen die Körnchen unter meinem Gaumen, wenn ich den Halbbrei abgeschleckt hin und her dort bewege.
Pink und orange und grün leuchtet der Schaum, der aus der Brause geboren wird, süßsaures Zeug, klebrig wenn nass, im Bauchnabel sich heimisch fühlend, aber auch auf der Kuppe meines Fingers, auf der Spitze meiner Zunge. Leise zischend verschwindet die knallfarbige Masse in den tiefen meines Körpers, macht sich breit in der dunklen Mitte meines Ichs, und ploppt dort munter weiter, gluckert und schmatzt, seufzt und stöhnt.
Ein Tütchen noch, bettele ich, gib mir von der Substanz, die kitzelt wenn feucht, die mich wild macht und bunter, die an den Sinnen zupft wie an einer halbgespannten Harfe. Ein letztes Löffelchen von dem grobkörnigen Feinstoff, der mich lachen macht, wenn er von fest zu flüssig wechselt, weil jeder einzelne Kristall im Miniformat explodiert. Jede Sekunde ein Nanofeuerwerk, ein Sausen und Brausen, das süchtig macht nach mehr davon.
Nichts ist im Tütchen mehr, alles aufgesaugt und weggeschluckt, sachte klingt es noch nach in mir, die Vibration wird schwächer, verebbt. Was bleibt ist bedrucktes Papier, das mir einen letzten Gruß zuwirft, damit ich mich daran erinnere, dass es bald wieder prall gefüllt sein wird. Das nächste Mal. In gelb. Oder rot. Oder andersfarbig, aber immer anregend. Und immer wieder aufregend.
Perfekt weil Unbezahlbar
Der perfekte Tag ist ein Konfekt, kühl die Schokolade, flüssig der Kern, mit Biss und zart schmelzender Hülle. Der perfekte Tag ist ein Augenblick im Leben, er ist kurz in seiner Dauer, aber er währt ewig und immerzu, weil er nie vergessen werden kann. Der perfekte Tag ist das, was passiert, weil es gerade dann passiert: Es gibt plötzlich nur noch Gegenwart, alles was davor oder danach ist banal und egal und so weit weg, als gäbe es kein Morgen und als hätte es nie ein Gestern gegeben. Der perfekte Tag wird niemals nur alleine genossen, er schenkt sich großzügig an mindestens Zwei – dabei muss er nicht geteilt werden, der Tag, denn er wird exponentiell mehr als er für einen alleine je sein könnte.
An einem perfekten Tag kann vieles sein: Vielleicht scheint Sonne. Vielleicht gibt es dicke Regentropfen, die auf heißes Pflaster klopfen. Vielleicht liegt Rücken im Gras und Augen sind auf Baumeskronen und Himmelsblau gerichtet. Vielleicht küssen Zungenspitzen Eis und Lippen berühren Haut und Münder werden benetzt von allerlei anderen Genüssen.
Der perfekte Tag kommt spontan. Und unerwartet. Und plötzlich. Und überraschend. Und ist gerade deshalb das: In höchstem Maße glücklich machend. Und damit ist er – perfekte Tag – einfach das: Unbezahlbar.
Hochspannungsleben
~ Für MT ~
Mein Leben ist kein ruhiger Fluss, es steht unter Strom. Das Gefälle ist zuweilen so stark, dass das Rauschen von einigen Dingen den ganzen anderen Rest übertönt. Meine Luft ist elektrifiziert, Funken sprühen. Wasser spritzt und schäumt. So ist es, mein Leben: Es ist Wasserkraft, es ist Elektrizität. Auf dem Hochspannungsseil die Balance zu halten ist mitunter nicht einfach, zwischen wilden Strudeln nicht unterzugehen ebenso wenig.
Doch was wäre mein Leben schon ohne diese hohe Angespanntheit? Manchmal knallt eine Sicherung raus, doch ist mir das um so vieles lieber, als wenn ich mich in einem ausgetrockneten Flussbett wähnte oder alles um mich herum ständig nur ein totaler Stromausfall wäre. Weil Hochspannung ist, spüre ich. Und wenn sich sich der reißende Strom in ein quicklebendiges, freundliches Bächlein verwandelt, das springt und singt und klingt, dann fühle ich den Wandel. Dann geht mir ein Licht auf, alles ist fließend: Ohne diesen Wechselstrom leuchtete meine Herzenslampe keine einzige Minute nicht.
Schlüssel zum Glück
Mein Schlüsselbund ist schmal geworden. Leicht wiegt das Metall in meiner Hand, aber schwer dreht sich der Schlüssel im Schloss. Es ist der letzte Tag bevor April das Zepter übernimmt, und das Wetter ist launisch. Voll verhagelt laufe ich von dort nach zu mir, der Wind bläst scharf, die eisigen Körner schneiden mein Gesicht.
Ostern ist eine Woche weit weg und es sind Tage, die gefüllt werden wollen wie Eierliköreier. Der sonnige März hat mich dazu verleitet, meinen Geldbaum in die Sonne zu stellen und nun wirft er die fleischigen Blätter ab und will nicht mehr wachsen. Aber es ist doch Frühling, denke ich, Wachstum und Kraftsaft überall, aber hier nicht. Mein Bäumchen stirbt.
Zeit also, neue Wurzeln zu ziehen. Ich sammele die Dinge ein, ordne sie und bin ratlos, weil die Blättchen nicht gedeihen wollen. Der grüne Daumen fehlt mir, ich dachte, dass die Sonne die Sprossen spießen lässt, aber es bleibt nichts wie es war. Der Frühling ist, was er immer gewesen ist: Damit etwas neu ist, muss es vorher gestorben sein.