Auslese

Brause

Aufbrausend gebärden sich die Millimeterkügelchen in der Krümmung meines Handtellers, wenn ich einen Schluck Wasser aus meinem Mund auf sie spucke. Prickelnd platzen die Körnchen unter meinem Gaumen, wenn ich den Halbbrei abgeschleckt hin und her dort bewege.

Pink und orange und grün leuchtet der Schaum, der aus der Brause geboren wird, süßsaures Zeug, klebrig wenn nass, im Bauchnabel sich heimisch fühlend, aber auch auf der Kuppe meines Fingers, auf der Spitze meiner Zunge. Leise zischend verschwindet die knallfarbige Masse in den tiefen meines Körpers, macht sich breit in der dunklen Mitte meines Ichs, und ploppt dort munter weiter, gluckert und schmatzt, seufzt und stöhnt.

Ein Tütchen noch, bettele ich, gib mir von der Substanz, die kitzelt wenn feucht, die mich wild macht und bunter, die an den Sinnen zupft wie an einer halbgespannten Harfe. Ein letztes Löffelchen von dem grobkörnigen Feinstoff, der mich lachen macht, wenn er von fest zu flüssig wechselt, weil jeder einzelne Kristall im Miniformat explodiert. Jede Sekunde ein Nanofeuerwerk, ein Sausen und Brausen, das süchtig macht nach mehr davon.

Nichts ist im Tütchen mehr, alles aufgesaugt und weggeschluckt, sachte klingt es noch nach in mir, die Vibration wird schwächer, verebbt. Was bleibt ist bedrucktes Papier, das mir einen letzten Gruß zuwirft, damit ich mich daran erinnere, dass es bald wieder prall gefüllt sein wird. Das nächste Mal. In gelb. Oder rot. Oder andersfarbig, aber immer anregend. Und immer wieder aufregend.

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