Sex, das ewig ungezügelte Ungeheuer.
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Kitsch
Ihre Wohnung ist Kitsch in Reinform. Im Wohnzimmer die Tapete mit Sonne, die sich rosarot über das Alpenpanorama ergießt. Auf dem Plüschsofa Herzkissen, darüber ein Kunstdruck aus dem 19. Jahrhundert mit einer Katze, die einen spitzenbesetzten Stehkragen um den Hals trägt.
Ich schaue aus dem Fenster, verlasse mit den Augen ihre kitschige Wohnwelt und sehe auf dem Balkon gegenüber die Katze mit dem Kragen sitzen.
Spaceship Status
Changed his/her spaceship status and is now
Twinkle
In a spaceship
Stared
Galaxied
It’s planetaried
In an open spaceship
Outer spaced
Universed
Super-massive black-holed
° Betäubt °
Ein Besuch beim Dentisten löst bei den allermeisten Menschen ein Gefühl des Ungehagens bis hin zu unterträglichen Angstzuständen aus – und zwar schon zu dem Zeitpunkt, bei dem ein Termin vereinbart werden muss. Ich hingegen liebe es, zu meinem Zahnarzt zu gehen. Der vergnügliche Schauer, den mir eine solche Verpflichtung bereitet, hat sich bereits in frühster Kindheit in mir manifestiert. Dabei liegt meine Freude über jede Stunde, in der ich meinen Zahlheilkundler aufsuche, tatsächlich nicht in einer abseitigen erotischen Fantasie verborgen, mit der ich eine vebotene Lust zu stillen trachte. Nein, es ist die pure Neugier, die mich freiwillig in die Arme des Dentalmediziners treibt.
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Fingernagelbearbeitungsgeräte
Eigentlich habe ich mich nie um meine Fingernägel gekümmert. Gekaut habe ich, dass kaum noch was übrig gewesen ist – deshalb gab es auch keine Fingernagelbearbeitungsgeräte in meinem 4mal3 Meter großen Bad. So wenig mich meine Fingernägel scherten, so wichtig sind sie mir heute.
Es begann vor etwa einem Jahr, als ich durch die endlose Ödnis unserer Hochhaussiedlung spazierte, um bei Bäcker Lehmann ein paar Schrippen für das Frühstück zu besorgen. Neben dem Bäcker stand schon seit einem halben Jahr ein kleine Gewerbefläche leer – vorher war dort eine Reinigungsannahmestelle gewesen, die aber mangels Kundschaft schon bald hatte schließen müssen. Als ich mich der Bäckerei näherte, sah ich schon, dass die Tür des Ladengeschäfts (ehemals Reinigungsannahmestelle) geöffnet war. Schrillblinkende Buchstaben im Fenster wollten potentielle Kundschaft anlocken. Ich näherte mich dem Geschäft und konnte erst direkt vor dem Schaufenster erkennen, was mir die bunte Leuchtschrift sagen wollte “Nagelstudio Monique” stand da. Und “Eröffnung – 20% Rabatt” sowie “Wir machen Ihre Nägel wie neu”. Weiterlesen
Kundalini, Rechts, Links
Links ist da, wo die Rationalität und Logik sprechen. Rechts findet Emotionalität und Intuition statt. Zusammengenommen wären beide Seiten ein schönes Paar, leider sprechen beide Hälften nur selten miteinander, was des öfteren zu einem großen Durcheinander führt. Während Rechts gerne mal ausbüchst und sich spontan dem süßen Leben hingibt, wägt Links lieber ab, ob ein Loslaufen sich lohnt und ob “la dolce vita” nicht mit zu vielen Risiken behaftet sein könnte. Rechts pulsiert Liebe, Euphorie und Spaß, Links analysiert Zahlen, Ziffern, Nummern sowie das Für und Wider. Links denkt, aber Rechts lenkt. Entscheidungen werden von Rechts an den Bauch abgegeben, Links jedoch schickt Entscheidungen einmal quer durch den Kopf und zurück.
Und weil der Dialog fehlt, kommt es zu kleineren und größeren Konflikten, die der jeweilige Eigentümer dann außerhalb meistern muss. Mal schlägt er (also der Eigentümer) über die Stränge – das war dann Rechts. Mal ist er (der Eigentümer) wohl überlegt, aber doch recht zögerlich – das war dann Links. Die Balance glänzt zumeist durch Abwesenheit und bringt ihn (den Eigentümer) eben dadurch in schwierige Situationen. So kann es passieren, dass er (der Eigentümer) am Tage als besonnen klug, des Nachts jedoch als feier- und übermütig aber doch auch humorvollst gilt.
Was also tun, um Rechts und Links in Einklang zu bringen? Krie 1: Beim schnellen Kreisen berühren sich die Daumen. Krie 2: Der Brustkorb hebt sich und schlägt auf den Boden zurück. Krie 3: Von 45° auf Überbrusthöhe die Fäuste geballt und zurück. Krie 4: Die Arme schnellen gen Himmel und die Hände schlagen auf dem Rücken auf. Krie 5: Mit angewinkelten Fingern werden rasche kleine Kreise gezogen. Krie 6: Die Arme werden in gleichbleibendem Abstand um den Körper gedreht. Haba, Haba, Haba, Haba, Haba, Haba, Har 5mal wiederholt, bei jedem Ausatmen.
Modeworte
In meinem atemberaubenden Abendkleid stöckelte ich auf purpurnen Pumps, die quirligen Quasten meiner herzförmigen Handtasche schwingend, zum Festempfang. Eine Frau in chromfarbenen Cocktaildress nahm die dunkelblaue Daunenjacke meines Begleiters entgegen, der einen eleganten Einreiher passend zum Anlass gewählt hatte. Etwas altmodisch hingegen wirkte der Gastgeber mit flinkem Frack und munterer Melone bekleidet, andere Herren zeigten sich heute in yasminduftenden Yachtanzügen und zückten zierliche Zylinder vor den Damen.
Zu gegebener Stunde wurde die geladene Menschenmenge etwas legerer, es tauchten Dämchen in bunten Ballonröcken auf, mit gigantischen Gürteln und knieüberlangen Kniestrümpfen oder leichtgrauen Leggins. Manche hatten auch rote Ringelsöcken übergezogen, die in samtenen Stiefeletten steckten, andere hatten sich mit oszillierenden Ohrenwärmern, winterlichen Wollschals und violetten Vliespullovern angetan. Und dann war da noch eine, die ganz aus dem festlichen Rahmen fallen wollte: Über der jugendlichen Jeanshose hatte sie ihre ulkige Unterwäsche gezogen, über ihrem trolligen T-Shirt trug sie ein x-nix XS-Leibchen und ein fast nichtsichtbares Nachthemd, und in die Augen schauen konnte ihr keiner, denn diese verdeckte sie mit einer illustren iWear.