Eine „Ich-war-jung-und-brauchte-das-Geld“ von und zu Instagram-Geborene stand dieser Tage vor dem hohen New Yorker Gericht und wurde social-media-gerecht in Szene gesetzt für schuldig befunden, die Upperclass Manhattans um etwa 275.000 US-Dollar gebracht zu haben. Betrübt bis zerknirscht blickte die selbsternannte Millionenerbin, der bis zu 15 Jahre Haft wegen betrügerischer Hochstapelei und groben Diebstahls drohen, bei der Anklage über den Rand ihrer modisch-runden Hipsterbrille, zog beinahe beiläufig den schmollenden Mund herunter und wirkte dabei so unschuldig wie ein Influencer auf Follower-Jagd.
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Exit Europa
Nach dem Brexit ist es durchaus angebracht, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie ein EU-Austritt der anderen 27 Mitgliedstaaten sich wortreich darstellen ließe. Die Brexit-Logik lässt sich nur bedingt adaptieren, denn der Zusammenschluss aus den beiden Anfangsbuchstaben des jeweiligen Staates und dem englischen Wort „Exit“ funktioniert nur dann weitgehend reibungslos, wenn zwei Konsonanten aufeinander folgen:
Krexit (Kroatien)
Tschexit (Tschechische Republik)
Frexit (Frankreich)
Grexit (Griechenland)
Slexit I + II (Slowakei, Slowenien)
Spexit (Spanien)
Schwexit (Schweden)
Ist der erste Buchstabe ein Vokal, auf den ein Konsinant folgt, wird der Austritt schon deutlich erschwert:
Esexit (Estland)
Unexit (Ungarn)
Irexit (Irland)
Itexit (Italien)
Besonders schwierig wird der Austritt aber für diejenigen Staaten, die mit Konsonant und Vokal beginnen. Einige Ausnahmen wiederlegen diese Regel:
Daexit (Dänemark)
Luexit (Luxemburg)
Maexit (Malta)
Andere bestätigen sie. Doch ein Austritt ist immer noch möglich, lässt er sich durch die Auslassung des Vokals e von „Exit“ vereinfachen:
Be(e)xit (Belgien)
Le(e)xit (Lettland)
Bu(e)xit (Bulgarien)
Zy(e)xit (Zypern)
Fi(e)xit (Finnland)
De(e)xit (Deutschland)
Li(e)xit (Litauen)
Ni(e)xit (Niederlande)
Po(e)xit I + II (Polen, Portugal)
Ru(e)xit (Rumänien)
Eine Sonderstellung kommt übrigens Östrreich zu: Um den Austrittsbegriff des Alpenlandes auch für nicht-deutschsprachige Medien griffig zu machen, empfiehlt sich die Umlautschreibung Oexit.
Nähnadel
Vorsichtig bahne ich mir meinen Weg durch den dünnen Stoff. Kühle Seide, auf den Millimeter gewebt aus dem zartesten Faden einer Seideraupe, die in China in einem Lackkästchen lebt. Ich bin Romatikerin, so stelle ich mir das Dasein dieses ungewöhnlich produktiven Insekts vor. Dick. Weiß. Fleissig. Ein bisschen wie die Nordeuropäer. Oder die Finger, die mich halten. Ich steche zu. Immer wieder dringt meine Spitze durch das feinstoffliche, glänzende Material. Auch ich bin ein Glanz, ich blitze mit jedem Stich.
Hochgebirge
Kalt sieht der Gipfel auf sie herab. Sie fröstelt. Es war eine Schnapsidee gewesen ins Hochgebirge zu fahren. Der Wilde Kaiser ist überall. Ihre Tränen werden zu Eiszapfen. Ihr Herz weint.
Altertum
Er sagt: „Es ist schon immer so gewesen. Auch die Ägypter haben versucht, vergangene Kulturen auszulöschen.“ Sie blickt von der Zeitung auf, in der steht, dass der berühmte Archäologe Khaled al-Asaad, Forscher des syrischen Altertums, vom IS enthauptet wurde. Sie denkt: „Wie dumm Menschen sind, die versuchen, ihre eigene Vergangenheit zu töten.“ Dann rührt sie den Kaffee um.
Norwegerin
Ich sehe auf den Fjord, der seine eisblaue Zunge dem kaltweißen Gletscher entgegenstreckt und auf dem vielleicht gerade, an diesem strahlend heißen Tag im Mai, Tora Berger für die nächste Olympiade übt. Vor mir türmen sich Berge von braunduftenden Zimtwecken und saftigrosanen Himbeeren, neben mir sitzt meine Freundin, die Norwegerin, und mit jeder Beere naschen wir mehr von diesem glücklichen Tag.